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Der heilige Hieronymus ...


Heute ist Hieronymustag, der internationale Tag des Übersetzens. Viele meiner KollegInnen feiern heute mit Lesungen und anderen Veranstaltungen, die auf uns als die Unsichtbaren im Literaturbetrieb hinweisen. Die darauf aufmerksam machen, dass ausländische Literatur hier von den wenigsten Lesern rezipiert werden könnte, wäre sie nicht übersetzt. Sie machen uns – für diesen einen Tag - sichtbar.

 

Gerade weile ich noch in Schweden, da alljährlich im September die Bokmässa in Göteborg stattfindet. Diese Buchmesse inspiriert und ist ein kleines Fest für die Bücherwelt. Hier laufen sich alle über den Weg: Autoren, Verleger, Agenten und eben auch Übersetzer. (Und ja, ich meine hier natürlich alle, männlich, weiblich, divers – ich möchte nur nicht mit langen Suffixen vom eigentlichen Thema des Satzes ablenken.)

 

Viele neue Bücher erscheinen in Schweden wie bei uns auch im hauptsächlich im Herbst, und immer wieder gibt es kleine Schätze in den Programmen der Verlage zu heben. Meine Entdeckung in diesem Herbst, und diese ging direkt ins Herz: „Naturliga beteenden“ von Golnaz Hashemzadeh Bonde. Die Autorin schreibt über das Mutter-Werden und die Not, in die ein Kind gerät, das nicht bemuttert wird. Weil ihre Mutter dazu nicht in der Lage ist. Weil die Frau zwar das Kind geboren hat, aber, warum auch immer, keine Mutter für sie sein kann. In diesem Buch wird das Ausgeliefertsein des kleinen Mädchens sehr berührend und eindrücklich beschrieben – und später ihre große Verunsicherung, als sie selbst Mutter wird. Eine Selbstverständlichkeit des Lebens, denkt man, Mutter zu werden und dann auch mütterlich sein zu können. Natürliches Verhalten, wie der Titel sagt.

 

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt, und nun feiere ich es an diesem Hieronymustag als meine ganz persönliche Entdeckung. Und ich hoffe, es wird übersetzt.

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