Rivstart, einen Senkrechtstart würden die Schweden das wohl nennen ...
Seit dem 1. Januar 2022 habe ich alles auf eine Karte gesetzt. Meinen Brotberuf gekündigt, meinen Alltag umgeschmissen. Auf die Sicherheit gepfiffen, mit Zuversicht den Sprung in ein Wasser gewagt, das sich als bestenfalls kühl erwiesen hat. Kalt war es nicht, manchmal bin ich durch warme Ströme geschwommen. Ein Gedanke hat mich begleitet: Einfach machen. Könnte ja gut werden.
Im meinem ersten Jahr als hauptberufliche Literaturübersetzerin durfte ich vier Bücher übersetzen, sechs Gutachten schreiben, zwei Lesungen gestalten, über zwei Stipendien jubeln und fast ebenso viele Fortbildungs- viel Urlaubstage zählen.
Es war ein ereignisreiches Jahr, eins mit hohem Tempo. Dennoch habe ich es genossen, so viel Input zu bekommen, so viel lernen zu dürfen. Jetzt gilt es, die Impulse wirken zu lassen und das neue Wissen anzuwenden. Auch darauf freue ich mich.
Mehrere Wochen in Schweden und Kanada haben meinen Blick weiter gemacht. Neue Kontakte zu wunderbaren Kollegen und Kolleginnen haben mich beflügelt. Gespräche mit Verlagslektorinnen, die ich noch nicht kannte, haben mich neugierig gemacht. Der Austausch mit Literaturagenten hat mich inspiriert. Nach der pandemiebedingten Pause wieder auf Menschen IRL zu stoßen, war beglückend und das ging nicht nur mir so. Die Begegnungen auf Workshops und Messen wurden zu kleinen Festen, wir feierten die (Wieder-)Begegnung, die unmittelbare ...
Auch nach einem Jahr voller Arbeit freue ich mich noch jeden Morgen auf meinen heimischen Schreibtisch, darüber der Blick auf die Westküste Schwedens. Mir ist keine Decke auf den Kopf gefallen, ich habe nichts bereut. Im Gegenteil, diese Entscheidung war eine der besten. Und die echten Highlights 2022 waren die Begegnungen mit meinen vielen grandiosen Kolleginnen und Kollegen, die ich dank Münchner Übersetzerforum, Weltlesebühne, Kulturrådet und VDÜ treffen durfte. Was für ein Gewinn! So viele Denkanstöße, so viele sympathische Gegenüber. Danke an euch alle, ohne euch wäre es nur ein Job.
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